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Wie werden sich die Zinsen in den nächsten Monaten entwickeln?

Und was muss ich jetzt tun?

16.05.2024

Rubrik: Meinung

Autor: Markus Gäth

Auf Tagesgeld-Überblick vergleichen wir Tagesgelder und Festgelder. Bei diesen Anlagen ist es entscheidend, wie sich die Zinsen in den nächsten Monaten entwickeln werden. Wir trauen uns hier mal eine kleine Prognose.

Wer jetzt einschätzen möchte, wie die zukünftige Entwicklung der Zinsen aussehen kann, der muss verstehen, wie die aktuelle Situation von Konjunktur und Inflation aussieht. Denn je nachdem, welche Situation hier vorliegt, kann man davon ausgehen, dass die EZB entsprechende Maßnahmen ergreift, um mögliche Korrekturen vorzunehmen.

Was bisher geschah

Die Zinsentwicklung kannte seit Anfang 2023 eigentlich nur eine Richtung: steil bergauf. Das war eine willkommene Abwechslung, denn davor dümpelten die Zinsen fast 10 Jahre von einem Tief zum nächsten.

Jetzt steht vermutlich die nächste kleine Zinswende vor der Tür. Denn Zinsen sind ein gern genommenes Mittel, um Einfluss auf Konjunktur und Inflation zu nehmen. Senkt die Zentralbank (in Europa die Europäische Zentralbank - EZB) nämlich die Zinsen, werden mehr Kredite aufgenommen, es wird investiert und die Konjunktur wird angekurbelt. In der Folge sinkt die Inflation. Bei steigenden Zinsen passiert das Gegenteil (mehr dazu in unserem Artikel: Was ist Inflation?).

Diese Effekte waren in den letzten Jahren gut zu beobachten. Natürlich ist der Zusammenhang nicht immer ganz eindeutig und absolut synchron, aber vom Prinzip her funktionierte der Mechanismus (siehe folgendes Diagramm).

Verlauf EZB Leitzins, Inflation, Konjunktur im Euroraum (Jahresdurchschnitte in %)
Quellen: EZB, Trading Economics

Wer jetzt einschätzen möchte, wie die zukünftige Entwicklung der Zinsen aussehen kann, der muss verstehen, wie die aktuelle Situation von Konjunktur und Inflation aussieht. Denn je nachdem, welche Situation hier vorliegt, kann man davon ausgehen, dass die EZB entsprechende Maßnahmen ergreift, um mögliche Korrekturen vorzunehmen.

Konjunktur und Inflation sind entscheidende Faktoren

Schauen wir auf die Konjunktur, so stellen wir fest, dass diese zwar wieder leicht positive Wachstumszahlen zeigt, aber immer noch unter den allgemeinen Erwartungen liegt. Das bedeutet, dass die EZB den Leitzins eigentlich reduzieren müsste, um weitere Investitionsanreize zu setzen und damit die Konjunktur weiter zu beschleunigen.

Beim Blick auf die Inflation zeigt sich zudem ein deutlich entspannteres Bild als noch vor einigen Monaten. Die Rekordinflation von 10,6% im Oktober 2020 hat mit zuletzt 2,4% im März 2024 im Prinzip wieder das angestrebte Zielniveau der EZB für den Euroraum von +/- 2% erreicht. Damit besteht für die EZB kein dringender Grund mehr, die Leitzinsen auf dem aktuellen 20-Jahreshoch von 4,5% zu halten.

Beide Aspekte, die aktuelle Konjunkturlage und die Inflation, sprechen also dafür, dass die Zeiten des hohen Leitzinses der EZB gezählt sind. Wir von Tagesgeld-Überblick gehen daher in absehbarer Zeit von einer Senkung des Leitzinses und infolgedessen auch von einer Absenkung des allgemeinen Zinsniveaus aus.

Was muss ich jetzt tun?

Für Sparer bedeutet das, dass die Hochphase der Tages- und Festgeldzinsen vermutlich bald vorbei sein wird. Wir beobachten zwar bei einzelnen Angeboten noch Zinsanpassungen nach oben, jedoch ohne dass daraus ein allgemeiner Trend zu erkennen ist. Stattdessen stagniert das allgemeine Zinsniveau bei Tages- und Festgeldern seit einigen Wochen.

Wer spekulieren möchte, könnte jetzt noch ein Tagesgeld mit einer hohen Zinsgarantie für Neukunden abschließen. Die Zinsgarantien reichen in der Regel von 3 bis 6 Monaten.

Wer sich längerfristig Zinsen sichern möchte (also 6 Monate und mehr), könnte noch schnell ein lukratives Festgeldangebot abschließen. Aktuelle Festgeldangebote gibt es in unserem Festgeldvergleich.

In jedem Fall sollten Tagesgeldsparer die Zinsen ihrer Bank im Auge behalten und regelmäßig mit anderen Angeboten vergleichen (zu unserem Tagesgeldvergleich). Sollte die eigene Bank die Tagesgeldzinsen senken, kann dann auf ein attraktiveres Angebot gewechselt werden.

Wie immer gilt: Unsere Meinung stellt keine Finanzberatung oder Empfehlung dar. Wir teilen mit euch nur offen unsere Gedanken. Macht euch bitte eigene und trefft die für euch richtige Entscheidung!