Wie funktioniert ein Tagesgeldkonto?
Eröffnung, Verwaltung, Kündigung einfach erklärt
07.09.2023
Rubrik: Wissen
Autor: Markus Gäth
Was ist eigentlich ein Tagesgeldkonto, wie funktioniert es und was kann ich damit machen? Hier gibt es wichtige Grundlagen, die einem dabei helfen, die Funktion eines Tagesgeldkontos zu verstehen und ein eigenes Tagesgeldkonto anzulegen.
Was ist eigentlich ein Tagesgeldkonto
Ein Tagesgeldkonto ist ein Konto, auf das man jederzeit Geld einzahlen und es sich auch wieder auszahlen lassen kann. Das Guthaben auf einem Tagesgeldkonto wird außerdem verzinst. Erfahrungsgemäß sind Tagesgeldzinsen in der Regel sogar deutlich höher als etwa bei Sparbüchern. Ein Tagesgeldkonto eignet sich damit hervorragend, um Geld kurz- oder mittelfristig Geld zu sparen bzw. anzulegen.
Wie eröffnet man ein Tagesgeldkonto
Im Vergleich zu vielen anderen Anlageformen ist ein Tagesgeldkonto relativ einfach zu eröffnen. Viele Tagesgeldanbieter sind zudem reine Direktbanken, die sich zum Teil sogar auf Tagesgeld als Finanzprodukt spezialisiert haben, sodass sich der Prozess zur Eröffnung eines Tagesgeldkontos mittlerweile oft komplett vom heimischen Schreibtisch aus durchführen lässt.
Der erste Schritt zur Eröffnung eines Tagesgeldkontos ist das Ausfüllen des Antragsformulars. Hier sind alle relevanten Daten für die Bank zu erfassen. Das sind zum Beispiel Daten wie Name, Anschrift oder Geburtsdatum. Hinzukommen steuerliche und andere spezifische Angaben, ob man z.B. in Deutschland ansässig ist und hier seine Steuern zahlt oder in einem anderen Land. Diese Daten braucht die Bank, um das Konto später richtig zu verwalten. Bei deutschen Staatsbürgern führt zum Beispiel die Bank mögliche Steuern auf die Zinserträge direkt an das Finanzamt ab (was man mit einem Freistellungsauftag verhindern kann). Auch die Angabe eines Referenzkontos wird in der Regel hier bereits abgefragt. Das Referenzkonto ist das einzige Konto, auf das später Geld ausgezahlt werden kann. Das ist vor allem ein Sicherheitsaspekt, da dadurch verhindert wird, dass jemand Drittes Geld von deinem Tagesgeldkonto ohne Weiteres auf ein fremdes Konto überweisen kann.
Nach dem Antrag erfolgt die Identifizierung oder auch Legitimation. In diesem Schritt wird festgestellt, ob die Person, die das neue Tagesgeldkonto beantragt hat, auch wirklich die Person ist, für die sie sich ausgibt. Für die Identifizierung haben sich im Wesentlichen zwei Verfahren etabliert:
- PostIdent
- VideoIdent
Wie der Name vermuten lässt, steckt hinter dem PostIdent-Verfahren die Post als Anbieter. Zwar verbergen sich hinter dem PostIdent-Verfahren wiederum verschiedene Arten, wie die Identifizierung ablaufen kann, aber am häufigsten kommt wohl die Identifizierung über eine Postfiliale zum Einsatz. Man erhält dazu zunächst ein Schreiben von der Bank, mit dem man dann zu einer Postfiliale gehen muss (Das Schreiben landet entweder ein paar Tage nach dem Absenden des Eröffnungsantrags im Briefkasten oder man kann es sich direkt nach dem Absenden des Antrags als PDF herunterladen. Das kann von Bank zu Bank variieren, ändert aber am grundlegenden Prozess nichts). In der Postfiliale weist man sich dann mit seinem Personalausweis aus. Den Rest erledigt der Postangestellte.
Beim VideoIdent erfolgt die Identifizierung per Video-Anruf. Die Banken arbeiten dazu mit unterschiedlichen Anbietern zusammen, die die eigentliche Identifizierung durchführen. Der Anruf erfolgt oft über eine Webseite (vergleichbar mit Teams oder Zoom) oder eine App auf dem Handy (in der Regel integriert in der App der jeweiligen App der Bank). Beim VideoIdent weist man sich ebenfalls mit dem Personalausweis aus, der dazu auf verschiedene Arten in die Kamera gehalten werden muss. Auf der Gegenseite sitzt dabei ein echter Mensch, der ein paar formale Fragen stellt und sich den Ausweis anschaut.
Spätestens nach erfolgreicher Identifizierung werden einem die Zugangsdaten zur Verwaltung des Tagesgeldkontos zugeschickt. Manche Banken verschicken die Zugangsdaten auch direkt nach dem Absenden des Eröffnungsantrags, allerdings kann man ohne die erfolgreiche Identifizierung noch keine Transaktionen auf das neue Konto durchführen.
Als abschließender Schritt empfehlen wir die Erteilung eines Freistellungsauftrags. Ein Freistellungsauftrag stellt dich von der Zahlung von Steuern auf deine Zinserträge bis zu einer gewissen Höhe frei. In Summe stehen jedem Sparer Kapitalerträge (also auch Zinserträge) von bis zu 1.000 EUR zu, die er nicht versteuern muss (für Ehepartner gilt der doppelte Wert – 2.000 EUR). Für die Einhaltung dieser Grenze ist der Sparer selbst verantwortlich. Wer also bei mehreren Banken sein Geld anlegt und dadurch Kapitalerträge generiert, sollte diese 1.000 EUR nach Möglichkeit so auf die Banken verteilen, dass keine der Banken Steuern für einen zahlen muss. Liegen die Kapitalerträge in Summe über 1.000 EUR, lassen sich Steuern aber natürlich nicht vermeiden. Leider wird die Erteilung eines Freistellungsauftrags oft vergessen und die Bank zahlt dann unnötiger Weise die Steuern an den Staat. Diese kann man sich dann zwar über die eigene Steuererklärung wiederholen, aber einen passenden Freistellungsauftrag zu erteilen, ist eindeutig der geringere Aufwand.
Wie greift man auf ein Tagesgeldkonto zu
Wie erwähnt sind viele der Tagesgeldanbieter reine Direktbanken. Das heißt, man tritt zum Beispiel Online oder per Telefon mit der Bank in Kontakt. Aber auch bei herkömmlichen Banken ist der Zugriff auf das eigene Konto über Online-Kanäle mittlerweile Standard. Insofern unterscheidet sich die Verwaltung eines Tagesgeldkontos kaum bis gar nicht von zum Beispiel der Verwaltung eines Girokontos.
Üblicherweise stehen zur Verwaltung eines Tagesgeldkontos folgende Kanäle zur Verfügung:
- Online
- App
- Telefon
Online-Zugriff
Der Zugriff auf ein Konto über ein Online-Portal ist heutzutage wohl Standard und jedem mehr oder weniger bekannt. Über die mitgeteilten Zugangsdaten kann man sich im Portal anmelden und dann auf das jeweilige Konto zugreifen. Als zusätzlichen Sicherheitsmechanismus fordern Banken heutzutage neben den reinen Zugangsdaten aus Kennung Passwort zusätzlich einen sogenannten zweiten Faktor zur Authentifizierung ein (häufig abgekürzt als 2FA = Zweifaktorauthentifizierung). Dieser zweite Faktor kann unterschiedlich aussehen. Es kann zum Beispiel eine SMS mit einer Transaktionsnummer (TAN) auf das Handy verschickt werden (das sogenannte mTAN-Verfahren), es kann eine TAN an die App der jeweiligen Bank auf das Handy geschickt werden (Push-TAN oder App-TAN), es kann eine TAN auf einem eigenen TAN-Generator generiert werden, in den man dazu seine Bankkarte einschieben muss und noch viele weitere Möglichkeiten.
Auch wenn dieser zweite Faktor schnell nervig werden kann, erhöht er die Sicherheit des Online-Zugangs doch enorm, da ein Angreifer damit nicht nur die Zugangsdaten kennen muss, sondern gleichzeitig auch noch Zugriff auf den zweiten Faktor benötigt (also zum Beispiel das Handy oder den TAN-Generator). Die 2FA sollte daher in jedem Fall vorhanden sein. Banken, die diesen zweiten Faktor nicht einfordern, sollten im Zweifel gemieden werden.
Banking-App
Auch häufig im Angebot ist eine eigene App der Bank, über die die Produkte der jeweiligen Bank (in unserem Fall also das Tagesgeldkonto) verwaltet werden können. Bei der Einrichtung der App sind zunächst wieder die Zugangsdaten zu hinterlegen, die einem die Bank bereitstellt. Um den Login zu vereinfachen, verknüpfen viele Apps den Login mit dem bereits vorhandenen Sicherheitsmechanismus des Handys (also zum Beispiel dem Fingerabdruck oder der Gesichtserkennung). Da das Handy entsperrt werden muss, bevor man die App öffnen kann, ist dadurch dann auch eine zweite Sicherheitsstufe beim Zugriff auf das Konto gewährleistet. Man muss zunächst das Handy entsperren (per Code, Fingerabdruck oder Gesichtserkennung) und sich anschließend beim Öffnen der App erneut authentifizieren.
Telefon-Banking
Schließlich bieten viele Banken zusätzlich noch ein Telefon-Banking an. Über dieses lassen sich die üblichen Aktionen per Telefonanweisung ausführen. Überweisungen, Kontostandabfragen etc. Das Telefon-Banking dürfte zwar der in der Praxis am wenigsten genutzte Kanal zu einer Bank sein, aber er bietet im Bedarfsfall (zum Beispiel, weil kein Internet vorhanden oder das Handy kaputt ist) immer eine zusätzliche Möglichkeit, um auf sein Geld zugreifen zu können. Dadurch kann er in einer Ausnahmesituation durchaus wichtig werden. Entscheidend ist allerdings, dass man dann trotzdem seine Zugangsdaten zur Hand hat, um sich am Telefon zu authentifizieren. Bei vielen Banken ist zusätzlich ein Telefonpasswort notwendig, das bei der Kontoeröffnung entweder per Brief an den Kunden geschickt wird oder das man sich über das Online-Portal oder die App selbst vergeben muss. Im Zweifel sollte man also einmal prüfen, ob man ein gültiges Telefonpasswort eingerichtet und hierüber im Bedarfsfall auf Geld zugreifen kann.
Wie funktionieren Ein- und Auszahlungen bei einem Tagesgeldkonto (wie komme ich an mein Tagesgeld)
Einzahlungen auf dein Tagesgeldkonto erfolgen in der Regel per Überweisung. Dabei erlauben einige Banken Überweisungen von beliebigen Konten auf dein Tagesgeldkonto, andere dagegen erlauben ausschließlich Überweisungen von deinem Referenzkonto. Der zweite Fall kommt besonders dann häufig vor, wenn es sich bei dem Tagesgeldkonto um ein Kombi-Produkt handelt. Das heißt, dass als Grundlage für das Tagesgeldkonto ein anderes Produkt eröffnet werden muss – zum Beispiel ein Girokonto oder ein Depot mit zugehörigem Verrechnungskonto. In diesen Fällen musst du erst das Geld auf das jeweilige Girokonto, Verrechnungskonto oder welche Art Konto auch immer die Grundlage bildet, überweisen und es dann von diesem Konto auf dein Tagesgeldkonto verschieben. Das Verschieben auf das Tagesgeldkonto ist in der Regel aber recht einfach über das Online-Portal oder die Banking-App (sollte eine vorhanden sein) durchzuführen. Du benötigst für die Einzahlung von Geld auf dein Tagesgeldkonto somit lediglich die zugehörige IBAN (also entweder die des Tagesgeldkontos selbst oder die des Hauptkontos bei der jeweiligen Bank).
Auszahlungen von einem Tagesgeldkonto sind ausschließlich auf das hinterlegte Referenzkonto möglich. Auch hier gilt in manchen Fällen die Ausnahme, das bei einem Tagesgeldkonto, das Teil eines Kombi-Produkts ist, die Auszahlung in der Regel auf das zugrundliegende Girokonto oder Verrechnungskonto der Bank zu erfolgen hat. Von dort kann es dann auf das eigene Girokonto überwiesen. Hintergrund dieser Einschränkung bei Auszahlungen ist die Sicherheit. Auf einem Tagesgeldkonto liegen nicht selten größere Summen an Geld. Wenn ein Unbefugter nun tatsächlich Zugriff auf das Tagesgeldkonto erlangen sollte, kann er nicht unmittelbar das Geld abheben. Dazu benötigt er entweder zusätzlich den Zugriff auf das Referenzkonto oder er muss erst aufwändig ein neues Referenzkonto hinterlegen. Dies ist jedoch oft nur schriftlich möglich oder durch andere Verfahren gesichert, sodass der Unbefugte hier entweder nicht weiterkommt oder du als Kontoinhaber zumindest davon Wind bekommen solltest (zum Beispiel durch eine entsprechende Mail der Bank, dass dein Referenzkonto geändert wurde). Die eingeschränkte Flexibilität bei einem Tagesgeldkonto, dass ich von diesem nicht direkt Rechnungen überweisen oder es bei einer Einzugsermächtigung hinterlegen kann, ist also als Vorteil zu sehen, da mein Guthaben so besser geschützt ist.
Wie löse ich ein Tagesgeldkonto auf / wie kündige ich ein Tagesgeldkonto
Ein Tagesgeld aufzulösen ist grundsätzlich mit einer formalen Kündigung erledigt. Ein schriftlicher Brief an die Bank sollte daher reichen. Bei vielen Banken ist die Kündigung auch über das Online-Portal oder die App möglich. Wo der Button zur Kündigung genau platziert ist, lässt sich natürlich nicht pauschal sagen. Im Zweifel gibt es aber eine Hilfefunktion im Portal/in der App, die genutzt werden kann und in der Regel auch schnell eine Lösung ausspuckt.
Eine Voraussetzung für die Kündigung des Tagesgeldkontos könnte allerdings sein, dass du vorher das gesamte Guthaben auf das Referenzkonto überwiesen hast. Das macht man aber vermutlich schon ganz von alleine. Einige Banken überweisen das restliche Guthaben aber auch automatisch auf das Referenzkonto. Wie gesagt, da man in der Praxis wohl ohnehin das Geld vorher vom Tagesgeldkonto abhebt, bevor man die Kündigung anstößt, sollte diese Voraussetzung kein echtes Problem darstellen, Die Kündigung eines Tagesgeldkontos ist damit mindestens genauso einfach wenn nicht sogar leichter als die Eröffnung.
Fazit
Ein Tagesgeldkonto ist mit seinen Eigenschaften darauf ausgelegt, für dich als Anleger möglichst einfach und unkompliziert zu sein. Eröffnung, Handhabung und Kündigung sind mehr oder weniger identisch zu anderen Finanzprodukten, insbesondere dem eigenen Girokonto. Wer also bereits Online-Banking betreibt, der ist mit der Handhabung eines Tagesgeldkontos schnell vertraut. Besonders aufgrund dieser Einfachheit bieten sich Tagesgeldkonten ideal als Spar- und Anlageprodukte für Privatanleger an.