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Mit wie viel Geld kann man vorzetig in den Ruhestand gehen?
Und ist das überhaupt ein sinnvolles Ziel?
20.01.2025
Rubrik: Meinung
Autor: Markus Gäth
Sind wir doch mal ehrlich: Wer sein Geld spart, hat meist nicht nur das Ziel, für den Lebensabend seine Rente ein bisschen aufzubessern, sondern bereits deutlich vor der Rente finanziell ausgesorgt zu haben. Das ist ja auch legitim. Schließlich arbeiten die wenigsten Menschen rein aus Vergnügen. Und die, die es tun, haben oft bereits ausgesorgt 😉 Aber wie viel Geld braucht man eigentlich, um finanziell ausgesorgt zu haben?
Es ist wahrscheinlich DIE Frage, wenn es um Geldanlage geht. Wann habe ich so viel Geld zusammen, dass ich nicht mehr arbeiten muss. Geldanlage ist doch bloß ein Weg, um das lästige Thema “Arbeiten” abzukürzen und direkt auf die Rentnerspur zu wechseln - Verzeihung, um Privatier zu werden.
Die notwendige Höhe des Vermögens, um finanziell unabhängig zu sein, wird landläufig auch gerne als “Fuck-You-Money” bezeichnet. Wie der Begriff anschaulich verdeutlicht, ist das das benötigte Vermögen, um der Welt (oder auch nur dem Arbeitgeber) “F**k You!” sagen zu können.
Aber ist dieses Ziel überhaupt für jeden realistisch? Wie viel Geld brauche ich eigentlich, um der Arbeitswelt wirklich Lebewohl sagen zu können? Und wie viel Geld muss ich dann Monat für Monat beiseite legen, um mein Vermögen entsprechend groß werden zu lassen?
Da wir niemanden auf die Folter spannen wollen, kommen wir direkt zur Sache.
Gib in unseren Ruhestands-Rechner die Werte ein, die für dich und deine Situation am ehesten zutreffen.
Wir haben bereits ein paar Beispielwerte eingegeben.
Unterhalb des Kalkulators beschreiben wir, wie er genau funktioniert und wie wir auf unsere Beispielwerte gekommen sind.
Die vorgegebenen Beispielwerte sind weder Empfehlungen noch Erfahrungswerte!
Sie sollen lediglich den Einstieg in den Kalkulator vereinfachen. Bitte mach dir die Mühe, die Werte bestmöglich auf deine Bedürfnisse anzupassen.
Wie, erfährst du in den Erläuterungen unterhalb des Kalkulators.
Ruhestands-Rechner
Wie der Ruhestands-Rechner funktioniert
Was wird mir berechnet?
Der Ruhestands-Rechner gibt dir zwei Ergebnisse aus:
Höhe des benötigten Vermögens, dass du haben müsstest, wenn du bereits ab heute in den Ruhestand gehen möchtest.
Höhe des benötigen zukünftigen Vermögens, wenn du nach einer bestimmten Zeit, in der du das benötigte Vermögen erst einmal ansparen kannst, in den Ruhestand gehen möchtest.
Die Höhe des Vermögens, das du bräuchtest, um heute schon in den Ruhestand zu gehen, dient lediglich zum Vergleich und um ein besseres Verständnis für die Summen aber auch für die Auswirkungen von Inflation und Rendite zu bekommen.
Berücksichtigung von Inflation und Rendite
Das Besondere an dem Ruhestands-Rechner ist, dass er sowohl die Entwicklung deines Vermögens (die Rendite) als auch die Entwicklung des Geldwerts (also die Inflation) berücksichtigt.
Dadurch, dass Geld in aller Regel durch Inflation in Zukunft an Geld verliert, benötigst du immer höhere Geldbeträge, um denselben Lebensstandard halten zu können.
Da der Ruhestands-Rechner diese Entwicklung einkalkuliert, vermeidest du den Fehler, deinen zukünftigen Geldbedarf zu unterschätzen.
Gleichzeitig wird dein Vermögen durch Zinsen und Wertsteigerungen deiner Anlagen, sofern du dein Geld entsprechend anlegst, auch zusehends wachsen (vergleiche hierzu auch gerne unseren Wissensartikel: Was sind Zinseszinsen?).
Auch diese Entwicklung wird automatisch berücksichtig, sodass du nicht fälschicherweise davon ausgehst, zu hohe Beträge ansparen zu müssen.
Die Inflation und die Rendite wird nicht nur bei der Ermittlung des benötigten Vermögens einbezogen, sondern auch bei der Berechnung der jährlichen Auszahlungen.
Du zahlst dir also immer so viel Geld aus, dass du dir davon trotz steigender Preise immer denselben Lebensstandard leisten kannst.
Die höhe des geplanten Geldbedarfs wird also immer unter Berücksichtigung der Inflationsrate ermittelt.
Würde die Rente heute starten, würde noch keine Inflation greifen.
Ab dem zweiten Jahr des Ruhestands steigt der benötigte Geldbedarf dann um die jeweils eingegebene Inflationsrate an.
Startet der Ruhenstand dagegen erst in ein paar Jahren, wird der benötigte Geldbedarf mit der eingegebenen Inflationsrate hochgerechnet, sodass damit dieselbe Kaufkraft erreicht wird, wie heute.
Welche Werte sind in den Kalkulator einzutragen
Um die konkrete Summe auszurechnen, die man benötigt, um finanziell unabhängig zu sein, braucht man ein paar Rahmendaten. Vor allem ist das die Höhe regelmäßigen Ausgaben, die von unserem angesparten Geld abgedeckt werden soll.
Darüber hinaus brauchen wir noch eine Annahme, wie gut wir unser Geld anlegen werden (also wie viel Rendite wir für auf unser Vermögen erhalten) und wie sich der Wert unseres Geldes aufgrund von Inflation entwickeln wird.
Abschließend brauchen wir noch einen zeitlichen Bezug.
Wir müssen bestimmen, wie viel Zeit man hat, um die benötigte Menge Geld anzusparen.
Außerdem muss ich wissen, für wie lange das Geld reichen soll (im Zweifel soll das bis zum eigenen Tod sein, den man natürlich nur schlecht abschätzen kann/möchte aber 20 Jahre vor dem Ableben plötzlich mittellos dazustehen ist auch keine gute Alternative).
Zusammengefasst werden also folgende Werte benötigt:
Die Höhe der regelmäßigen Auszahlungen vom ersparten Geld
Die Rendite auf unser angelegtes Geld
Eine Schätzung für die Inflation (die leider unerbittlich am Wert unseres Vermögens knabbern wird)
Die Zeit, die wir haben, um das Geld anzusparen
Die Dauer, für die das Geld reichen soll
Wie sind die Werte für einen persönlich zu ermitteln?
Um die Ermittlung der Werte zu erläutern, haben wir ein paar Beispielwerte berechnet. An diesem Beispiel gehen wir unsere Überlegungen Schritt für Schritt durch.
Wir brauchen monatlich 2.500 EUR netto (also nach Abzug der Steuern) beziehungsweise 30.000 EUR jährlich
Unser Vermögen ist so angelegt, dass es jährlich 6% Rendite bringt
Wir gehen von 2% Inflation jährlich aus (der Wert unseres Vermögens reduziert sich also jedes Jahr um 2%).
Wir haben 20 Jahre Zeit, um das Geld zusammenzusparen
Und wir wollen anschließend 40 Jahre davon leben
Die zeitlichen Annahmen (20 Jahre zum Sparen und 40 Jahre Auszahlungsdauer) könnten etwa für einen Sparer passen, der aktuell 30 Jahre alt ist.
Er spart bis er 50 ist und möchte dann von seinem Vermögen leben können, bis er 90 Jahre ist.
Um nachzuvollziehen, wie wir auf die Annahmen für unseren Geldbedarf (2.500 EUR monatlich), die Inflation (2%) und die Rendite (6%) gekommen sind, klappe einfach die entsprechende Box auf.
Geldbedarf
Die Ermittlung seines persönlichen Geldbedarfs kann man schnell zu einer Wissenschaft machen - machen wir aber nicht.
Natürlich sollte man es sich aber auch nicht zu einfach machen. Wichtig ist, dass man nicht zu optimistisch ist und auch ein paar Ausnahmesituationen berücksichtigt, die das Portemonnaie ungeplant belasten könnten.
Ein gewisser Puffer ist also immer anzuraten. Wie hoch der ist, hängt letztlich auch mit dem persönlichen Wohlbefinden und der eigenen Risikobereitschaft zusammen.
Wichtige Grundlagen für eine Finanzplanung sind aber in jedem Fall folgende Punkte:
Miete / Hauskredit / Wohnnebenkosten
Versicherungen
Lebensunterhalt (Essen, Kleidung, Sprit, GEZ und anderes)
Dies sind in der Regel die laufenden Kosten mit den höchsten Anteilen an den persönlichen Ausgaben. Hinzu kommen gegebenenfalls weitere regelmäßige Ausgaben, die nicht zwangsläufig zum Grundbedarf, wohl aber zur Lebensqualität beitragen. Beispiele sind etwa:
Vereinsmitglichschaften
Abos (Netflix, Prime etc.)
Shopping
Besonders der letzte Punkt (Shopping) zeigt, dass die Grenze zwischen den regelmäßigen und den unregelmäßigen Ausgaben sehr fließend ist.
Während der eine monatlich shoppt und dafür auch ein gewisses Budget braucht, geht der andere nur sehr unregelmäßig und kaum planbar mal auf Shopping-Tour. Das dafür benötigte Geld kann daher auch kaum geplant werden. Wird eine neue Winterjacke benötigt, wird diese vermutlich deutlich teurer, als wenn es für den Sommer nur ein neues T-Shirt sein darf.
Und genau das ist die Herausforderung bei den unregelmäßigen Ausgaben, die für eine langfristige Finanzplanung natürlich genauso wichtig sind, wie die regelmäßigen Ausgaben.
Wie hoch sind meine unregelmäßigen Ausgaben?
Um in Zukunft keine allzu böse Überraschung zu erleben, bedarf es daher einer Schätzung: Welche Ausfälle, Reparaturen oder sonstige Ereignisse könnten eintreten, für die ich zukünftig Geld benötige? Beispiele für solche Ereignisse könnten sein:
Wasserschaden
Autounfall
Kaputte Elektrogeräte
Aber im Zweifel auch einfach nur die neue (teure) Winterjacke oder der Hochzeitsanzug.
Gerne darf hier auf die Vergangenheit geschaut werden, welche unregelmäßigen und/oder unvorhergesehenen Kosten bislang so aufgetreten sind. Gleichzeitig sollte aber auch geprüft werden, welche weiteren Kosten noch entstehen könnten, obwohl sie vielleicht in den letzten 5 oder 10 Jahren noch nie aufgetreten sind.
Ein kaputtes Dach oder die Sanierung der Straße vor der Haustür könnten Fälle sein, die zwar sehr selten sind, dafür aber richtig ins Geld gehen, sollten sie einmal auftreten. In Es schadet also nicht, sie zumindest in Form einer gewissen Sparrate einzukalkulieren.
Neben den laufenden und regelmäßigen Kosten ist daher auch ein gewisser Anteil an unregelmäßigen und ungeplanten Kosten zu berücksichtigen.
Für die von uns angenommenen 2.500 EUR haben wir folgende Annahmen getroffen:
Miete/Kreditrate: 800 EUR
Versicherungungen: 200 EUR
Lebensunterhalt: 800 EUR
Andere laufende Kosten: 100 EUR
Budget für unregelmäßige Ausgaben und ungeplantes: 600 EUR
Summe: 2.500 EUR
Ich möchte (noch einmal) betonen: Diese Aufstellung ist weder eine Empfehlung noch irgendeine Richtlinie. Die Ermittlung des persönlichen Geldbedarfs bleibt so individuell wie die Person, die sie durchführt.
Ein wesentlicher Faktor bei der Ermittlung ist vor allem das persönliche Umfeld: Muss nur ich von dem Geld leben oder muss davon eine ganze Familie satt werden? Habe ich bereits Schulden, die ich zusätzlich abtragen muss?
Solche Fragen können unmöglich allgemeingültig beantwortet werden. Bitte tu das selbst für dich und deine persönliche Situation!
Auch nicht zu vergessen sind Kosten, die zwar jetzt noch keine Rolle spielen, aber zukünftig wahrscheinlich eintreten werden. Allem voran sind hier die Pflegekosten zu nennen, die früher oder später auf einen zukommen.
Ein Platz in einem Pflegeheim ist zum Beispiel eine kostspielige Sache, auf die wir hier nicht näher eingehen können (und wollen), da die genaue Ermittlung sehr komplex ist und viele Annahmen erfordert (z.B. den zukünftigen Pflegegrad).
Aber es muss nicht gleich der eigene Pflegeplatz sein. Es reicht bereits, dass irgendwann der Rollator bezahlt werden muss oder das spezielle Pflegebett für Zuhause oder der Lifter für die heimische Treppe.
Im Alter kommen also früher oder später zwangsläufig Investitionen und laufende Kosten auf einen zu, die den Finanzbedarf gravierend beeinflussen können. Hier sollte man nicht zu blauäugig an die Sache rangehen und diese Kosten komplett ignorieren.
Wir vereinfachen uns die Sache an dieser Stelle allerdings insoweit, als dass wir davon ausgehen, dass die 2.500 EUR später mehr oder weniger vollständig zur Finanzierung des Pflegeplatzes genutzt werden (auch, wenn das im Zweifel recht knapp bemessen sein dürfte, wie dieser Artikel zeigt: pflege.de: So setzen sich Pflegeheimkosten zusammen).
Inflation
Die Inflation ist in unserer Finanzplanung leider der große Spielverderber. Denn sie sorgt dafür, dass unser Geld im Laufe der Zeit immer weniger Wert ist. (Einen detaillierten Artikel zum Thema Inflation findest du in unserem Wissensartikel: Was ist Inflation?)
Aufgrund der Inflation reicht es nicht aus, seine Ersparnisse in der berühmten Socke unter die Matratze zu legen. Denn jeder Euro, mit dem ich das mache, wird mit den Jahren immer wertloser und ich werde mir davon immer weniger leisten können.
Mal angenommen es gäbe keine Inflation, ich hätte bis jetzt 600.000 EUR angespart und mein monatlicher Geldbedarf läge bei den oben ermittelten 2.500 EUR pro Monat. Rein rechnerisch würde sich dann Folgendes ergeben:
600.000 / 2.500 = 20 Jahre
Das Geld würde also für 20 Jahre reichen. Wenn ich jetzt die Inflation berücksichtige, sieht die Lage leider anders aus. Wir nehmen die oben bereits erwähnten 2% an (die auch das erklärte Ziel der europäischen Zentralbank sind - es kümmert sich also aktiv jemand darum, dass unsere Annahme auch eintrifft 😉).
Bei 2% Inflation sind meine jährlichen 30.000 EUR, die ich mir von meinem Kapital auszahlen lasse, im nächsten Jahr rein mathematisch nur noch 98% soviel Wert wie heute.
Anders ausgedrückt bedeutet das, dass man im nächsten Jahr 30.600 EUR benötigt, um immer noch die Kaufkraft aus dem Vorjahr zu haben (da alles 2% teurer wird). Ich brauche im Folgejahr also 2% mehr Geld, um mir immer noch dasselbe leisten zu können.
Klingt erstmal nicht dramatisch. Dann muss ich halt ein bisschen sparsamer mit dem Geld umgehen. Aber im Folgefolgejahr brauche ich wieder 2% mehr und so weiter und so weiter.
Die mathematische Formel dazu lautet:
1,02(Anzahl Jahre)
Auf 20 Jahre gerechnet, ergeben sich dadurch recht schmerzhafte Werte:
1,0220 = 1,49
Nach 20 Jahren brauche ich also das 1,49-fache Geld, um dieselbe Kaufkraft wie heute zu haben.
Auf unseren järhlichen Finanzbedarf von 30.000 EUR bezogen bedeutet das, dass ich im zwanzigsten Jahr fast 45.000 EUR brauche, um meine Kosten zu decken - autsch!
Damit ich im Laufe der Zeit also nicht still und heimlich verarme, muss ich mein Geld möglichst gewinnbringend anlegen. Mindestens so, dass sich der Wert (also die Kaufkraft) meines Vermögens nicht verringert und idealerweise sogar so, dass sich der Wert meines Vermögens erhöht. Damit kommen wir zum letzten Aspekt, der Rendite, die wir uns im nächsten Kasten anschauen.
Rendite
Kommen wir zum spaßigen Teil unseres Themas: Der Vermehrung des Geldes.
Wie wir zum Thema Inflation gesehen haben, müssen wir unser Geld möglichst gut anlegen, damit unser Vermögen langfristig nicht an Wert verliert.
Auch hier werden wir nicht in die Untiefen der Geldanlage abtauchen, denn die Erzielung einer echten Spitzenrendite beschäftigt bis heute ganze Wirtschaftszweige.
Unsere Gedanken, wie wir auf die geschätzten 6% Rendite gekommen sind, wollen wir aber trotzdem teilen. Dabei werden auch unsere Glaubenssätze deutlich, die uns bei der Geldanlage besonders wichtig sind.
Der erste Gedanke ist zunächst ganz banal, wenn wir eine Inflationsrate von 2% haben, dann brauchen wir eine Rendite, die höher ist als 2%, damit wir unterm Strich noch einen kleinen Gewinn machen.
Bereits hier kommt unser wichtigster Glaubenssatz ins Spiel: Unsere Geldanlage soll möglichst gut diversifiziert sein.
Diversifizierung bedeutet, dass ich mein Geld nicht ausschließlich in eine einzelne Anlage, eine einzelne Anlagenklasse und nach Möglichkeit auch nicht nur bei einer einzelnen Bank einzahle.
(Mehr Details zu Diversifikation findest du in unserem Wissensartikel: Was ist Diversifikation?)
Stattdessen sollte ich mein Geld in verschiedene Anlagen und Anlageklassen (gerne auch bei mehreren Banken) investieren.
Das reduziert nicht nur mein Ausfallrisiko, ich ermögliche mir dadurch auch mit einem beherrschbaren Risiko in renditestärkere Anlagen zu investieren.
Denn eine hohe Rendite ist immer auch mit einem hohen Risiko verbunden (eine weitere Grundregel beim Geldanlegen).
Das zeigen nicht zuletzt diverse Beispiele aus jüngerer und älterer Vergangenheit (Beispiel Immobilien-Fonds: FAZ: Gier nach hohen Renditen; Beispiel Kryptowährung: Tagesschau: Kryptobörse FTX ist zahlungsunfähig).
Dieses Investmentgesetz (das im Übrigen nicht wir erfunden haben, sondern das existiert, seitdem es Geldinvestments gibt) gilt für alle Arten von Anlageklassen. Es ist also egal, ob ich in Aktien, Anleihen, Immobilien oder Kryptowährung investiere. Je höher die versprochene Rendite, desto höher ist im Allgemeinen das Risiko.
Denn die hohe Rendite ist im Prinzip nichts anderes als die Belohnung, die mir versprochen wird, wenn ich das hohe Risiko eingehe. Anlagen, die absolut sicher sind, haben es nicht nötig mit übermäßig hohen Renditen zu locken, was man am Beispiel von Tagesgeldern gut sehen kann.
Auf Tagesgeld gibt es zwar keine Spitzenzinsen, aber dafür gehört Tagesgeld zu einer der sichersten Geldanlagen, die man machen kann (→ Hier unser aktueller Tagesgeld-Vergleich).
Als Konsequenz aus dieser Erkenntnis, nehmen wir für unsere durchschnittliche Rendite daher auch keinen unrealistisch hohen Wert an.
Aber wie hoch sollte dann die zu erwartende Rendite sein?
Zunächst müssen wir uns überlgen, in was wir überhaupt investieren wollen: Festgeld, Aktien, Anleihen, Immobilien...
Nehmen wir der Einfachheit halber einmal eine recht einfache Aufteilung vor. Wir haben einen Teil unseres Vermögens immer griffbereit auf einem Tagesgeld und den Rest investieren wir in börslich gehandelte Aktienfonds, sogenannte ETFs (Exchange Traded Funds).
ETFs sind mittlerweile eine recht populäre Anlageart und haben den Vorteil, dass man hierüber direkt in ein ganzes Portfolio von Aktien investieren kann und dass man sie, wie der Name bereits sagt, ganz einfach über sein Depot an der Börse handeln kann.
Natürlich kann man (zusätzlich) auch in einzelne Aktientitel, Staats- und Unternehmensanleihen oder Immobilienfonds investieren. Wir bleiben aber für dieses Mal bei unserem einfachen aber dadurch auch gut nachvollziehbaren Beispiel.
Zwar mag und sollte sich das Verhältnis von Tagesgeld und ETF über die Zeit stark variieren (nämlich zu Beginn mehr in ETF und später zunehmend mehr in Tagesgeld), aber auch hier vereinfachen wir es einmal. Wir legen unser Geld also wie folgt an:
20% Tagesgeld
80% ETF
Für diese beiden Klassen nehmen wir nun folgende durchschnittliche Renditen an (wobei wir den Durchschnitt über mehrere Jahrzehnte betrachten):
Tagesgeld: 1%
ETF: 8%
Im Schnitt über alle Anlageklassen landen wir dann bei einem gewichteten Mittel von 6,6% (1% x 0,2 + 8% x 0,8), was wir vorsichtshalber auf 6% abrunden, um so andere negative Schwankungen (wenn zum Beispiel die Inflationsrate höher ausfallen sollte als die angenommenen 3%) oder ungünstige Verkaufszeitpunkte für unsere ETF-Anteile zu berücksichtigen - sicher ist sicher!
Der MSCI-World beinhaltet diverse Aktien von Unternehmen weltweit soll die Entwicklung der Weltwirtschaft wiedergeben.
Er ist damit per Definition sehr breit aufgestellt, was unserem Ansatz der Diversifizierung sehr entgegen kommt.
Wie man in dem verlinkten PDF-Dokument des Deutschen Aktieninstituts sieht, ist die Performance des MSCI-World häufig sogar bei über 6%.
Was ebenfalls gut aus dem PDF-Dokument hervorgeht, ist der Umstand, dass für die Rendite von Wertpapieren (und übrigens auch von einigen anderen Anlageklassen) die Zeitpunkte sind, zu denen die Papiere erworben und verkauft werden.
Es bleibt Spekulation, zu welchen Kursen wir zukünftig die ETFs für unser Portfolio kaufen und wieder verkaufen werden.
Wir wählen daher mit den 6% Rendite einen Wert, der aus unserer Sicht weder zu optimistisch noch zu pessimistisch ist.
Zusammenfassung
Der Ruhestandsrechner ist ein Hilfsmittel, um sich eine Ahnung davon zu verschaffen, wie viel Geld man zu einem beliebigen Zeitpunkt in Zukunft braucht, um ein bestimmtes finanzielles Ziel zu erreichen.
Ermittelt man etwa mit unseren Beispielwerten einmal das benötigte Vermögen für eine finanzielle Abhängigkeit, würde man in den nächsten 20 Jahren über 900.000 EUR ansparen müssen.
Jährlich müsste man dazu gute 20.000 EUR zur Seite legen.
Für den Durchschnittssparer sind das schon beachtliche Werte.
Das würde nämlich bedeuten, dass man im ersten Jahr fast 2.000 EUR monatlich zur Seite legen müsste - das ist vermutlich für viele unrealistisch.
Verändere ich die Werte mit dem Ziel, mir in 30 Jahren meine Rente (mit einer Dauer von 30 Jahren) durch zusätzliche 1.000 EUR im Monat (also 12.000 EUR jährlich) aufzubesssern, muss ich jährlich weniger als 4.000 EUR ansparen.
Monatlich sind das ungefähr 300 EUR, die dann nur noch ansparen muss.
Das ist für viele wahrscheinlich ein deutlich realistischeres Ziel.
Der Wunsch nach finanzieller Unabhängigkeit ist also teuer durch hohe Sparraten zu erkaufen - schade!
Besonders die Auswirkungen der Inflation spielen in diesen langen Zeiträumen eine gravierende Rolle.
Wer den Fehler macht und seine Rente immer nur mit dem aktuellen Geldwert berechnt, wird früher oder später ein böses Erwachen haben.
Dieser Fehler wird dem Ruhestandsrechner vermieden.
Trotzdem bleiben die Ergebnisse vor allem theoretische Werte, die auf den gemachten Annahmen basieren.
Ungplante Ausgaben im Alter, eine geringere Rendite oder eine höhere Inflation sind natürlich nie auszuschließen und kommen in der Praxis (leider) immer wieder vor.
Das Ziel vollständiger finanzieller Unabhängigkeit bleibt damit ein sehr hohes und wird für die meisten von uns kaum zu realisieren sein.
Damit stellt sich in der Regel nicht die Frage nach dem Zeitpunkt, wann diese erreicht sein könnte, sondern vielmehr, wie man möglichst gut für den Lebensabend vorsorgen kann.
Denn die meisten Menschen erwartet zur Rente unweigerlich die sogenannte Rentenlücke (Wikipedia: Rentenlücke).
Diese möglichst weit zu schließen ist daher in der Regel das viel sinnvollere Ziel!
Wer es dann trotzdem zur finanziellen Unabhängigkeit schafft, dem sei an dieser Stelle gratuliert 🙂