Achtung: Zinspilot stellt den Betrieb ein

Was bedeutet das für meine Geldanlage?

18.06.2024

Rubrik: Markt

Autor: Markus Gäth

Was sind die Unterschiede zwischen Zinspilot und WeltSparen?

WeltSparen und Zinspilot waren gleich zwei Anlagemarktplätze, die im Hintergrund vom selben Anbieter betrieben wurden - der Raisin GmbH. Im Aufbau und vom Prinzip waren sie kaum zu unterscheiden. Über beide werden/wurden diverse Tages- und Festgelder angeboten, für die ein zentrales Konto beim jeweiligen Marktplatz ausreichte.

Nur in Details waren die Angebote unterscheidbar. Bei Zinspilot wurden viele Angebote zum Beispiel im sogenannten Treuhandmodell betrieben. Das bedeutet, dass die Bank das Geld der Kunden im Namen der Bank anlegt und die Anlage damit nicht auf den Namen des Kunden läuft (die Bank übernimmt somit treuhänderisch die Verwaltung der Kundengelder). In der Praxis bedeutete das für Kunden zwar ein paar steuerliche Erleichterungen, machte aber ansonsten kaum einen Unterschied.

Speziell bei Tagesgeldern gab es jedoch einen größeren Unterschied. Dieser bestand darin, wann Gelder einzuzahlen waren und wann sie ausgezahlt wurden. Bei Zinspilot wurden die meisten Tagesgelder nämlich als sogenannte Flexgeld24-Konten geführt. Diese hatten fixe Ein- und Auszahlungstermine, die eingehalten werden mussten. Zinsgutschriften erfolgten zudem in der Regel direkt auf das Referenzkonto.

Im Vergleich zu üblichen Tagesgeldern, die eine hohe Flexibilität bieten und die Zinsen direkt auf das Tagesgeld auszahlen (sodass ein Zinseszinseffekt entsteht [Was sind Zinseszinsen?]), war das eine durchaus spürbare Einschränkung.

Warum betreibt Raisin gleich zwei Anlagemarktplätze mit ähnlichem Angebot?

WeltSparen und Zinspilot sind etwa zur selben Zeit gegründet worden (laut Online-Quellen 2013/2014). Zu Beginn waren sie direkte Konkurrenten und buhlten getrennt um die Gunst der Kunden. Im Sommer 2021 übernahm WeltSparen dann seinen Kontrahenten Zinspilot und führte beide Angebote zunächst parallel weiter. Vermutlich auch, weil das spezielle Angebot mit dem Treuhandmodell und den Flexgeld24-Konten durchaus seine Anhänger hatte.

Nach nunmehr 3 Jahren ist klar, Zinspilot wird zum Jahresende 2024 eingestellt. Die Raisin GmbH fokussiert damit ihr Angebot auf den Anlagemarktplatz WeltSparen, der in den letzten Jahren schon einige Angebote von Zinspilot übernommen hatte. Der finale Schritt der Zusammenlegung ist damit durchaus konsequent. Insbesondere, da sich im Hintergrund schon länger ein gemeinsames Team um beide Plattformen gekümmert hat.

Was passiert jetzt genau bei der Zusammenlegung von Zinspilot und WeltSparen?

Zwar konnten wir keine offizielle Pressemitteilung von Zinspilot, WeltSparen oder der Raisin GmbH zu Schließung von Zinspilot finden, jedoch berichten unterschiedliche Quellen einstimmig von den geplanten Schritten (zum Beispiel: Zinsen: Anlageplattform Zinspilot wird schrittweise geschlossen | Stiftung Warentest, Und nun? Anlageportal Zinspilot stellt Ende 2024 Betrieb ein (morgenpost.de) oder Weltsparen führt Angebote von Zinspilot fort - COMPUTER BILD) und verweisen ihrerseits auf Zeitungsartikel, in denen Zinspilot die Abschaltung der Plattform kommentiert.

Demnach werden laufende Festgeldanlagen wie geplant bis zum Ende ihrer Laufzeit weitergeführt und anschließend auf das Referenzkonto ausgezahlt - auch über 2024 hinaus. Neue Anlagen können bereits jetzt nicht mehr über Zinspilot abgeschlossen werden. Die Vergleiche für Tages- und Festgelder verweisen stattdessen auf Angebote von WeltSparen.

Die Zugänge zu Zinspilot bleiben für die Restlaufzeit der Anlagen erhalten, sodass Kunden auch weiterhin auf ihre Anlagen zugreifen können. Laufende Tagesgelder und Flexgeld24-Konten sollen von Zinspilot fristgerecht zum Jahresende gekündigt werden. Das Geld wird dann auf das Referenzkonto überwiesen.

Wer als Zinspilot-Kunde zu WeltSparen wechseln möchte, soll dies vereinfacht erledigen können. Jedoch muss aufgrund des Geldwäschegesetzes eine neue Identifizierung stattfinden.

Was ändert sich konkret durch den Wechsel?

Als Partnerbank von Zinspilot kam die Sutor Bank ins Spiel. Hier wurden die Kundengelder verwaltet. Bei WeltSparen übernimmt dies die hauseigene Raisin Bank. Beide Banken haben ihren Sitz in Deutschland, sodass die Gelder auf diesen Konten unter die deutsche Einlagensicherung fallen. Angelegte Gelder fallen unter die Einlagensicherung des jeweiligen Landes. Hier unterscheidet sich das Modell nicht zwischen Zinspilot und WeltSparen.

Auch ansonsten gibt es kaum Unterschiede zwischen den Marktplätzen. WeltSparen gibt nach wie vor an, einige der Anlagen im Treuhandmodell durchzuführen (das steht dann jeweils bei den Angeboten dabei). Hier reicht dann auch wie bisher ein Freistellungsauftrag (Was ist ein Freistellungsauftrag?) mit der Raisin Bank, um Vorauszahlungen der Kapitalertragsteuer zu vermeiden. Bei Direktanlagen muss jedoch für die jeweilige Anlagebank ein eigener Freistellungsauftrag erteilt werden.

Lediglich das für Zinspilot typische Flexgeld24 konnten wir auf WeltSparen nicht mehr finden - zumindest nicht mehr unter dem Namen. Stattdessen werden neben typischen Tagesgeldern jetzt auch Flexgelder (vorzeitig kündbare festverzinste Festgelder) und Kündigungsgelder (unbefristete und variabel verzinste Anlagen mit fester Kündigungsfrist) angeboten. Besonders die Kündigungsgelder mit ihrer eingeschränkten Verfügbarkeit entsprechen damit wohl am ehesten den alten Flexgeld24-Angeboten (wer es denn unbedingt noch haben möchte 😉).